Bayerns Arsenal-Prüfung: Kane will „Saison am Leben halten“ – Sané muss auf die Zähne beißen

Die bösen Gedanken an einen K. o. in der Champions League beim vorletzten Schritt zum Traumziel Wembley lässt Harry Kane gar nicht erst an sich heran. „Think positive“ lautet die Herangehensweise des Engländers vor dem Viertelfinal-Rückspiel des FC Bayern gegen Arsenal am Mittwoch (21 Uhr/DAZN). Mit der verspielten Meisterschaft und dem frühen DFB-Pokal-Aus musste sich der 95 Millionen Euro teure Torjäger im ersten Jahr in München schon abfinden. Immerhin: Gegen Arsenal ist nicht nur die Bayern-Bilanz, sondern auch Kanes persönliche bärenstark. Der Londoner hat seit seiner Kindheit eine Rechnung mit den Gunners offen.

Arsenal schickte Kane weg, als er neun Jahre alt war. „Es war fast während meiner gesamten Karriere eines der größten Spiele der Saison“, sagte er über die bisherigen Wiedersehen mit den Gunners. „Vielleicht war es im Hinterkopf, schon in jungen Jahren abgegeben zu werden. Dann hat man immer etwas zu beweisen.“ Und das tat Kane nicht nur im Hinspiel, als er nach einer halben Stunde die zwischenzeitliche 2:1-Führung der Münchner in London herstellte (Endstand 2:2). Insgesamt war es schon das 15. Tor Kanes gegen Arsenal. Nur gegen Everton und Leicester traf er häufiger (zu Kanes Bilanz nach Gegnern).

Auch der FC Bayern kann Arsenal als einen Lieblingsgegner bezeichnen – zumindest mit Blick auf englische Kontrahenten. Gegen keinen traten die Münchner häufiger an (13-mal, genauso oft wie gegen Manchester United). Siebenmal, also mit einer Siegquote von 53,8 Prozent, ging der Bundesliga-Rekordmeister als Gewinner vom Platz. Nur drei Aufeinandertreffen gingen an die Londoner.

Ein achter Sieg gegen Arsenal würde Bayern dem seit 1973 siebten Titel in der Königsklasse ein gutes Stück näherbringen. Kanes letzte Chance, seinen vielbeschworenen Titelfluch zu beenden. Nach seiner gesamten Profikarriere bei Tottenham Hotspur ohne größeren Titelgewinn war er im vergangenen Sommer nicht unbedingt mit der Aussicht nach München gewechselt, ausgerechnet beim Rekordchampion weiter auf eine Trophäe warten zu müssen. „Jeder Spieler, jeder Verein möchte Titel gewinnen“, sagte der 30-Jährige am Dienstag in der Allianz Arena und ergänzte: „Wir haben eine große Möglichkeit vor heimischer Kulisse und wollen die Saison am Leben halten.“

FC Bayern mit Neuer und Sané gegen Arsenal

Der FC Bayern setzt im Rückspiel gegen Arsenal derweil große Hoffnungen auf die Rückkehrer Manuel Neuer und Leroy Sané. „Manu kann spielen, Leroy kann spielen und muss auf die Zähne beißen – wie die letzten Wochen auch“, sagte Trainer Thomas Tuchel am Dienstag. Nach dem 2:2 im Hinspiel streben die Münchner das Halbfinale an. Es sei ein Duell „komplett auf Augenhöhe“, so Tuchel über die Ausgangslage.

„Wir brauchen wieder alles. Wir brauchen Leidenschaft und auch die taktische Disziplin wie im Hinspiel. Wir wollen dieses Spiel unbedingt auf unsere Seite ziehen“, sagte der Coach. „Wir brauchen jeden Zuschauer, der bereit ist, mit uns zu kämpfen“, appellierte der 50-Jährige. „Wir brauchen die Extraprozente.“

Nach seiner Adduktorenverletzung soll der beim 2:0 gegen Köln geschonte Nationaltorhüter Neuer wie im Hinspiel der große Rückhalt sein. Sané, den seit Langem Schambeinprobleme plagen, möchte wie in London prägend auftreten. Im Hinspiel war er an beiden Bayern-Toren entscheidend beteiligt. „Er muss wahrscheinlich so lange, wie es nur geht, auf die Zähne beißen“, sagte Tuchel mit Blick auf die Personalsituation. „Er schleppt sich für die Mannschaft mit Schmerzen durch die Saison.“ Serge Gnabry und Kingsley Coman fallen als offensive Alternativen aus. Tuchel verriet nicht, wie er auf der Linksverteidigerposition gegen den pfeilschnellen Bukayo Saka plant. Raphaël Guerreiro und Noussair Mazraoui sind die Optionen.